Kirche - ja bitte!

Innovative Modelle und strategische Perspektiven von gelungener Mitgliederorientierung

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, David Gutmann (Herausgegeben von) / Fabian Peters (Herausgegeben von) / André Kendel (Herausgegeben von) / Tobias Faix (Herausgegeben von) / Ulrich Riegel (Herausgegeben von)
225 Seiten Seiten,gebunden
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Das Buch

Für Sie gelesen von Pfr. Maximilian Schiek, Besigheim

Der vorliegende Sammelband vereint zweierlei: Er nennt nachahmungswürdige und nachahmungsmögliche Praxisbeispiele unterschiedlicher Kontexte aus dem Bereich der römisch-katholischen Diözesen und evangelischen Landeskirchen in Deutschland (sog. „Projektbeiträge“). Aber er weiß auch ekklesiologische, kirchentheoretische sowie soziodemografische und marktwirtschaftliche Analysen (sog. „Expertisen“) mit klarer Bezugnahme zu den Projektbeiträgen anzustellen. Dem Ganzen wird ein prägnanter Problemaufriss vorangestellt, der sich aus der sog. Freiburger Spiegelung speist, welche mit der Prognose einer Halbierung der aktuellen Kirchenmitglieder der beiden Volkskirchen bis 2060 Schlagzeilen gemacht hat. Dieser doppelte Aufschlag ist sehr gelungen, da er es ermöglicht, das Buch von vorne nach hinten zu lesen oder eben andersherum.

Kirche hat ein echtes Marketingproblem

Den Beiträgen sind durchaus inhaltliche Dopplungen zu eigen. Zum Beispiel, wenn immer wieder hervorgehoben wird, dass die kirchlichen Beratungsangebote vom Großteil der Kirchenmitglieder oder Kunden gar nicht als solche identifiziert werden (können). Kirche hat also ein echtes Marketingproblem. Das Buch bestätigt in seinen vielfältigen Beiträgen ein Gefühl, welches viele Haupt- und Ehrenamtliche schon lange beschleicht: „Der größte Teil des Mitgliederschwunds scheint hausgemacht zu sein“ (S. 26). Aber es gibt Abhilfe: „Erstens ist es in ökonomischer Hinsicht weniger aufwendig, Menschen in der Kirche zu halten, als solche, die ausgetreten sind, für eine Rückkehr zu gewinnen […] Zweitens gehört Mitliederorientierung zu den Kernaufgaben kirchlichen Handelns“ und „[d]rittens verändert Mitgliederorientierung die Kirche selbst“ (S. 26f.).

Ein Weiter-So gibt es nicht

Diese Veränderung sorgt aber auch für viel Reibung, denn ein „weiter so“ kann es nach der Lektüre dieses Buches nicht mehr geben. Konsequent vermeidet das Buch ein Lamento, sondern führt mit nüchternem Blick vor, was Mitgliederorientierung konkret bedeutet und was sie kostet: Perspektivwechsel und „1,40 Euro pro Mitglied [ab 13 Jahren] und Jahr“ (S. 104). Das beruhigende ist, dass die großen Kirchen es eigentlich nur noch besser machen können. Denn mindestens 2/3 ihrer Mitglieder erreichen sie kaum, obwohl diese bezahlen. Ungemütlich wird es für all jene, die es sich in der Ist-Struktur – z.B. der Kirchensteuer – eingerichtet haben, denn eine konsequente Mitgliederorientierung stellt sich den Bedingungen der Gegenwart. Die Praxisbeispiele zeigen immer wieder, dass bisher „80 Prozent der Mittel für 20 Prozent der Mitglieder eingesetzt [werden]“ (S. 112). Wer aber auch in Zukunft immer noch theologische von ökonomischen Fragestellungen nicht trennen kann oder will, ist verantwortlich für die Marginalisierung der Kirche und ihren Bankrott. Mitgliederorientierung bedeutet nämlich „strategische Vermarktung“ (S. 205).

Wer Kirchensteuer will oder überhaupt will, dass sich auch in Zukunft (mehr) Menschen der Botschaft der Kirche zuwenden, und beiderlei Sinn und Zweck erkennbar sein soll, der muss diesen „Haltungswechsel der Kirchen im Umgang mit ihren Mitglieder“ (S. 195) bejahen und sich von der alteingesessenen Behörde mit eingefleischten Fans zur professionellen Organisation, die alle ihre Mitglieder ernstnimmt, verändern.

Es geht mit dem, was Kirche schon hat und tut und kann

Das Schöne dabei ist: Es geht mit dem, was Kirche schon hat und tut und kann: Gute Kasualien und offene Kirchen bieten, Menschenfreundlichkeit und Seelsorge leben, zuverlässig und vielgestaltig aller Welt die Botschaft von Jesus Christus verkündigen. Und noch schöner ist: Der Band nimmt nicht die völlig überlastete Ortsgemeinde mit ihren altgedienten Ehrenamtlichen in die Pflicht, sondern die mittlere und obere Leitungsebene, die endlich Verantwortung übernehmen muss und das professionelle Mitgliedermanagement direkt und v.a. wirksam implementieren kann. „Es wäre ja nicht das erste Mal, dass sich Christen auf den Weg zu den Menschen machen – da das letzte Mal allerdings schon eine Weile her ist, wäre doch jetzt ein guter Zeitpunkt, das wieder zu tun“ (S. 206).

Pfarrer Maximilian-Friedrich Schiek, www.kirchenbezirk-besigheim.de

 

 

Mehr Informationen
Autor David Gutmann (Herausgegeben von) / Fabian Peters (Herausgegeben von) / André Kendel (Herausgegeben von) / Tobias Faix (Herausgegeben von) / Ulrich Riegel (Herausgegeben von)
Verlag Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH
ISBN 9783761566671
ISBN/EAN 9783761566671
Lieferzeit 5 Werktage (inkl. Versand)
Erscheinungsdatum 10.02.2020
Einband gebunden
Format 220x 145x 23 mm
Seitenzahl 225 Seiten
Gewicht 452g
NVG Nummer 156667
NVG Produkt 1
Auflage Unveränderte Ausgabe
Auflage Nr. 2
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