THEMA: Martin Luther King

MARTIN LUTHER KING hatte immer seine Zahnbürste dabei. Das empfahl er auch seinen Anhängern, denn die Zahnbürste war oft das Einzige, was man behalten durfte, wenn man festgenommen wurde. King wurde oft verhaftet, 29 Mal kam er ins Gefängnis. Er und seine Familie wurden mit Verleumdungen und Morddrohungen überzogen, an manchen Tagen gingen 30 bis 40 Drohbriefe ein, das Telefon läutete Tag und Nacht, seine Frau und seine Kinder wurden auf der Straße wüst beschimpft. Unbekannte versuchten mehrmals, sein Haus in die Luft zu sprengen, er entging einigen Mordanschlägen. ER NAHM das alles in Kauf, weil er etwas bewegen wollte. Die vielleicht wichtigste Entscheidung seines Lebens traf er 1954 mit dem Umzug nach Montgomery. Er verzichtete auf eine akademische Karriere an der Ostküste und übernahm eine Pfarrstelle mitten im rassistisch geprägten Süden der USA. ZWÖLF JAHRE SPÄTER, er hatte inzwischen den Friedensnobelpreis empfangen, tat er noch einmal etwas Ähnliches. 1966 zog er mit seiner Familie in eine heruntergekommene Wohnung im schwarzen Ghetto Chicagos – aus Solidarität mit der chancenlosen schwarzen Bevölkerung. Hier startete er seine Kampagne zur Überwindung der Armut in den USA. STATUS, MEDIENRESONANZ und Beliebtheitswerte waren ihm nicht wichtig. Vermutlich hätte er auch etwas gehabt gegen das weich gewaschenes Bild vom »Apostel der Gewaltlosigkeit«, dem man ein Denkmal gesetzt und einen Feiertag gewidmet hat. SEIN VERMÄCHTNIS: Er hat immer wieder um den richtigen Weg gerungen und war bereit, den steinigen Weg zu gehen. Er hat seine christliche Grundhaltung – inspiriert von Jesu Nächsten- und Feindesliebe – immer mit einer grundlegenden Gesellschaftsanalyse verbunden. Er war sich bewusst, ein fehlbarer Mensch zu sein. Er war manchmal verzweifelt und depressiv, konnte aber auch im Scheitern aus der spirituellen Kraft der Hoffnung und Liebe schöpfen.